Freitag 6. März 2015, 22:15 Uhr
Reviews zum aktuellen Album "Dolly Shot" (Traumton Records):
"Vor drei Jahren reüssierte das Science Fiction Theater mit dem
betörenden Album "Pimp Town" und entführte mit seiner Musik in eine
cinemaskopische Trash-, Pulp-, Blaxploitation- und Science
Fictionwelt, die so gar nichts mit den formelhaften Hochglanzbildern
gängiger Hollywood-Anschauungen zu tun haben wollte. Dieser Soundtrack
roch nach billigem Kaugummiaroma, gebuttertem Popkorn und
Achselschweiß, nach Doppelprogrammen in sonntäglichen
Matinee-Vorstellungen in einem moribunden Lichtspielhaus mit
durchgesessenem Gestühl und marodem Projektor. Ein sonischer
Kastenteufel aus Surf-, Punk-, Lounge- und Jazzelementen, der als
Backdrop für die hedonistische Sause in der scheinbar nie enden
wollenden Samstagnacht prächtig funktionierte. "Dolly Shot" knüpft
nahtlos dort an, wo die Stadtgrenze der "Pimp Town" einst gezogen
wurde. Wir werden in die Wüste geschickt, landen im "Titty Twister",
der Bar aus Roberto Rodriguez Kultklassiker "From Dusk Till Dawn ", in
der Salma Hayek diesmal nicht zum schwülen Sound von Tito & Tarantula
ihren lasziven Schlangentanz vollführt, sondern sich beim rasanten und
Haken schlagenden Grusel-Surf des Science Fiction Theaters deutlich
mehr anstrengen muss, um uns zu verführen. Gleich um die Ecke stellt
sich derweil Gitarrist Felix Utzinger dem "Horny Mutant" mit
distortion-getränkten Powerchords entgegen. Versucht ihn hernach mit
schlanken Fusionlines zu vertreiben, die auch in einem
sonnendurchfluteten Studio im L. A. der kokainumnebelten 70er Jahre
eingespielt worden sein könnten, nur um, als all das nichts fruchtet,
das Feld Christoph Grab und seinem Saxophon zu überlassen, der den
aufdringlichen Mutanten mit einer schmalzigen Melodie, die direkt
einer Derrick-Episode entsprungen zu sein scheint, schließlich in die
Flucht schlägt. (...)"
Jazzpodium, Thorsten Hingst, 9/20913
Christoph Grab – Science Fiction Theatre